Der Luftverkehr in Afrika funktioniert nach eigenen Regeln, das musste auch Fastjet erst lernen.
In Folge durchlief die ostafrikanische Low-Cost-Fluglinie eine bemerkenswerte Metamorphose. Rechtzeitig zum fünften Geburtstag scheint der Turnaround geschafft.
Die Schwanzflossen der Fastjet-Flugzeuge sind mit einem stilisierten Graupapagei verziert. Das Londonder Designbüro SomeOne hat das markante Brand Design kreiert.
Afrika ist in etwa gleichbedeutend mit 20% der Landfläche der Welt und 15% der Weltbevölkerung, vollführt aber nur 3% des weltweiten Luftverkehrs. Drei der sechs aktuell am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt liegen in Afrika.
Dementsprechend prophezeit die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA dem afrikanischen Luftverkehr eine phänomenale Wachstumsrate für das dritte Jahrzehnt. Und wenn man sich die bestehenden Straßen- und Eisenbahnnetze Afrikas sowie die großen Distanzen anschaut, erscheint wirtschaftliche Entwicklung ohne das Flugzeug erst gar nicht möglich.
Die afrikanische Realität ist strapaziös, die Aussicht auf die Zukunft hingegen exzellent. Auch wenn die Liberalisierung des Luftverkehrs in Afrika in der Realität nur sehr zäh voran schreitet, herrscht in der Luftfahrt-Branche Goldgräberstimmung. Und hier beginnt die Geschichte der ersten panafrikanischen Low-Cost Airline Fastjet.
Dementsprechend prophezeit die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA dem afrikanischen Luftverkehr eine phänomenale Wachstumsrate für das dritte Jahrzehnt. Und wenn man sich die bestehenden Straßen- und Eisenbahnnetze Afrikas sowie die großen Distanzen anschaut, erscheint wirtschaftliche Entwicklung ohne das Flugzeug erst gar nicht möglich.
Die afrikanische Realität ist strapaziös, die Aussicht auf die Zukunft hingegen exzellent. Auch wenn die Liberalisierung des Luftverkehrs in Afrika in der Realität nur sehr zäh voran schreitet, herrscht in der Luftfahrt-Branche Goldgräberstimmung. Und hier beginnt die Geschichte der ersten panafrikanischen Low-Cost Airline Fastjet.
Fastjet´s Stunde Null in Tansania
Exakt heute vor fünf Jahren nahm Fastjet Airlines den Flugbetrieb auf. Am 29. November 2012 startete Fastjet Tansania die beiden Inlandsflugverbindungen zwischen DAR Dar-es-Salam und JRO Kilimanjaro sowie DAR Dar-es-Salam und MWZ Mwanza.
Und der ostafrikanische Low Cost Carrier hatte sich große Ziele gesetzt. Vision der Gründer war nichts weniger als die erste panafrikanische Billigairline aufzubauen. Dies sollte sich jedoch als weit schwieriger erweisen als gedacht.
Prominenter Mitbegründer der neuen Marke mit dem stilisierten afrikanischen Graupapagei im Logo war Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou. Zusätzlich zum nötigen Startkapital brachte Haji-Ioannou auch sein spezifisches Airliner-Know-How mit ein. Der britische Unternehmer hatte zuvor bereits aus Easyjet, heute die zweitgrößte Billigfluggesellschaft der Welt, eine glänzende Erfolgsgeschichte gemacht.
Und der ostafrikanische Low Cost Carrier hatte sich große Ziele gesetzt. Vision der Gründer war nichts weniger als die erste panafrikanische Billigairline aufzubauen. Dies sollte sich jedoch als weit schwieriger erweisen als gedacht.
Prominenter Mitbegründer der neuen Marke mit dem stilisierten afrikanischen Graupapagei im Logo war Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou. Zusätzlich zum nötigen Startkapital brachte Haji-Ioannou auch sein spezifisches Airliner-Know-How mit ein. Der britische Unternehmer hatte zuvor bereits aus Easyjet, heute die zweitgrößte Billigfluggesellschaft der Welt, eine glänzende Erfolgsgeschichte gemacht.
Quick Start
Um den neuen Low-Cost Carrier möglichst schnell in Ostafrika zu etablieren, kaufte Fastjet die in Tansania operierende Tochter-Gesellschaft der kenianischen Billigfluglinie Fly540. Hauptinteresse waren natürlich die bestehenden Flug- und Landerechte für Tansania, die man nicht erst langwierig erwerben musste.
Nach dem erfolgreichen Start in Tansania wollte Fastjet auch die anderen beiden Fly540-Töchter in Ghana und Angola übernehmen. Der Plan scheiterte jedoch an einem Streit zwischen Fly540 und Fastjet über säumige Zahlungen aus der Übernahme von Fly540 Tansania.
Nach dem erfolgreichen Start in Tansania wollte Fastjet auch die anderen beiden Fly540-Töchter in Ghana und Angola übernehmen. Der Plan scheiterte jedoch an einem Streit zwischen Fly540 und Fastjet über säumige Zahlungen aus der Übernahme von Fly540 Tansania.
Fastjet in Simbabwe und Sambia
Also forcierte man zunächst den Aufbau einer Schwestergesellschaft in Simbabwe. Im Oktober 2015 startete Fastjet die erste nationale Flugverbindung zwischen HRE Harare und VFA Victoria Falls.
Parallel bemühte man sich ab 2014 um den Aufbau eines dritten Ablegers in Sambia. Dort hatte es Fastjet auf die vielversprechende Route Lusaka-Johannesburg abgesehen. Um Flüge innerhalb des Landes durchführen zu können, war eine Sambia-Tochtergesellschaft war aber auch eine rechtlich notwendige Voraussetzung.
Zu den Schwierigkeiten in Aufbau und Expansion der Airline und internationale Routen nicht wie geplant einrichten zu können gesellte sich die anhaltend schlechte Auslastung auf den bestehenden Verbindungen. Nachdem das Defizit auch im dritten Jahr noch immer gewachsen war, bezweifelte Mitgründer Stelios Haji-Ioannou im März 2016 offen die Überlebensfähigkeit von Fastjet.
Parallel bemühte man sich ab 2014 um den Aufbau eines dritten Ablegers in Sambia. Dort hatte es Fastjet auf die vielversprechende Route Lusaka-Johannesburg abgesehen. Um Flüge innerhalb des Landes durchführen zu können, war eine Sambia-Tochtergesellschaft war aber auch eine rechtlich notwendige Voraussetzung.
Zu den Schwierigkeiten in Aufbau und Expansion der Airline und internationale Routen nicht wie geplant einrichten zu können gesellte sich die anhaltend schlechte Auslastung auf den bestehenden Verbindungen. Nachdem das Defizit auch im dritten Jahr noch immer gewachsen war, bezweifelte Mitgründer Stelios Haji-Ioannou im März 2016 offen die Überlebensfähigkeit von Fastjet.
Radikale Reformen und Relaunch mit neuem Führungspersonal
Aufgrund der anhaltenden Probleme trat Fastjet-Aufsichtsratspräsident Colin Child Ende 2016 von seinem Posten zurück und machte den Weg frei für einen Neubeginn. Zuvor hatte er noch Nico Bezuidenhout als neuen Airline-Chef installiert, der sich als Manager bei der South African Airways-Billigtocher Mango Airlines einen exzellenten Ruf erworben hatte. Der pragmatisch denkende Südafrikaner erwies sich in dieser Krise als der richtige Mann und setzte Anfang 2017 ein hartes Kostensenkungsprogramm in Gang.
Bezuidenhout stellte nicht nur die internen Abläufe auf den Prüfstand, sondern hinterfragte auch das ursprüngliche Unternehmensziel. Das Easyjet-Modell 1:1 auf den afrikanischen Kontinent übertragen zu wollen, hielt er für nicht durchführbar. Vielmehr sollte das Niedrigkostenmodell von Fastjet an die Gegebenheiten in Afrika angepasst und zunächst in Ost- und Südafrika sinnvoll ausgebaut werden.
Bezuidenhout stellte nicht nur die internen Abläufe auf den Prüfstand, sondern hinterfragte auch das ursprüngliche Unternehmensziel. Das Easyjet-Modell 1:1 auf den afrikanischen Kontinent übertragen zu wollen, hielt er für nicht durchführbar. Vielmehr sollte das Niedrigkostenmodell von Fastjet an die Gegebenheiten in Afrika angepasst und zunächst in Ost- und Südafrika sinnvoll ausgebaut werden.
“
You cannot take a first-world model and transplant it to a third-world environment”
Um die unternehmerische Bruchlandung von Fastjet abzuwenden, griff Bezuidenhout eisern durch. Er verlegte den Firmensitz von London nach Johannesburg, reduzierte die Mitarbeiterzahl und handelte neue Verträge mit lokalen Zulieferern aus.
Im nächsten Schritt holte Bezuidenhout erfahrene Leute von South African Airways mit ins Boot. Die halfen beim notwendigen Umbau der Flotte. Bislang hatte Fastjet seine Routen ausschließlich mit dem Airbus A319-100 bedient, ein typischer Flugzeugtyp bei Billigfluggesellschaften auf der ganzen Welt. Für Afrika erwies sich der verkleinerte Ableger des A320 mit seiner Kapazität von 145 bis 156 Sitzen aber als zu groß.
Fastjet hatte Ende 2016 durch Ausgabe von neuen Aktien fast 30 Millionen Dollar an frischem Kapital eingesammelt. Im Zuge dessen hatte man auch einen neuen Großaktionär erhalten, die südafrikanische Flugzeug-Leasingfirma Solenta Aviation. Im Gegenzug brachten die Südafrikaner drei 50-sitzige Embraer ERJ 145LR in die Fastjet-Flotte ein, die sich für Fastjet gleich doppelt rentieren sollten. Mit kleineren Flugzeugen kann zum einen leichter die Frequenz gesteigert werden, außerdem sinken die Betriebskosten.
Der Solenta-Coup ermöglicht es Fastjet auch seine Expansionspläne weiter voranzutreiben. Solenta Aviation verfügt über Fluglizenzen in verschiedenen afrikanischen Hoheitsbereichen, was Fastjet deutlich einfacher Zugang zu lokalen afrikanischen Märkten verschafft.
Im nächsten Schritt holte Bezuidenhout erfahrene Leute von South African Airways mit ins Boot. Die halfen beim notwendigen Umbau der Flotte. Bislang hatte Fastjet seine Routen ausschließlich mit dem Airbus A319-100 bedient, ein typischer Flugzeugtyp bei Billigfluggesellschaften auf der ganzen Welt. Für Afrika erwies sich der verkleinerte Ableger des A320 mit seiner Kapazität von 145 bis 156 Sitzen aber als zu groß.
Fastjet hatte Ende 2016 durch Ausgabe von neuen Aktien fast 30 Millionen Dollar an frischem Kapital eingesammelt. Im Zuge dessen hatte man auch einen neuen Großaktionär erhalten, die südafrikanische Flugzeug-Leasingfirma Solenta Aviation. Im Gegenzug brachten die Südafrikaner drei 50-sitzige Embraer ERJ 145LR in die Fastjet-Flotte ein, die sich für Fastjet gleich doppelt rentieren sollten. Mit kleineren Flugzeugen kann zum einen leichter die Frequenz gesteigert werden, außerdem sinken die Betriebskosten.
Der Solenta-Coup ermöglicht es Fastjet auch seine Expansionspläne weiter voranzutreiben. Solenta Aviation verfügt über Fluglizenzen in verschiedenen afrikanischen Hoheitsbereichen, was Fastjet deutlich einfacher Zugang zu lokalen afrikanischen Märkten verschafft.
Fastjet Mosambik
Mit Hilfe von Solenta brachte Fastjet auch seine dritte Tochtergesellschaft an den Start und ist jetzt in fünf afrikanischen Ländern präsent. Am 3. November 2017 erfolgte der Erstflug von Maputo nach Beira. Mit Tete und Nampula werden parallel zwei weitere Städte in Mosambik von Maputo aus bedient. Für die drei Routen stationiert Fastjet eine 50-sitzige Embraer ERJ 145LR in Maputo. Eine weitere ERJ 145 wurde auf Fastjet Simbabwe registriert.
Und der Umbau geht weiter: Ab Ende Oktober 2017 wird die erste von zwei neuen Embraer E190 mit jeweils rund 100 Sitzplätzen in Tansania eingesetzt. Zwei weitere Embraer ERJ 145 sollen ab Dezember 2017 den letzten noch von Fastjet Tansania betriebenen Airbus ersetzen, damit wäre der Ende 2016 beschlossene Umbau der Flotte faktisch abgeschlossen.
Und der Umbau geht weiter: Ab Ende Oktober 2017 wird die erste von zwei neuen Embraer E190 mit jeweils rund 100 Sitzplätzen in Tansania eingesetzt. Zwei weitere Embraer ERJ 145 sollen ab Dezember 2017 den letzten noch von Fastjet Tansania betriebenen Airbus ersetzen, damit wäre der Ende 2016 beschlossene Umbau der Flotte faktisch abgeschlossen.
Mission accomplished?
Bezuidenhout ist es offensichtlich gelungen, die Airline innerhalb eines Jahres nahezu komplett neu aufzustellen und finanziell zu stabilisieren. Die Auslastung der Flotte konnte laut Fastjet von 48% auf heute 83%, die Pünktlichkeit gar auf 94% gesteigert werden. Neben den operativen Interventionen arbeitet Fastjet auch an seinem Standing und einer besseren Kundenkommunikation.
2018 soll der Umbau geschafft sein und Fastjet die Gewinnzone erreichen. Danach könne man laut Bezuidenhout über weitere Expansionen nachdenken. Der Londoner Times sagte Bezuidenhout im Oktober 2017, dass der Traum noch immer derselbe sei, eine Easyjet für Afrika zu schaffen, auch wenn der Erfüllungsplan sich radikal geändert habe.
Zwar konzentriert sich aktuell alles auf den Turnaround, für danach gibt es aber schon neue Ziele. Fastjet möchte nachhaltig starke Inlandsfluggesellschaften unterhalten, die optimal an die Flüge der großen Interkontinental-Airlines anbinden. Deren Passagiere aus dem Mittleren Osten, Europa und Asien könnte Fastjet in Afrika dann regional weiter verteilen.
2018 soll der Umbau geschafft sein und Fastjet die Gewinnzone erreichen. Danach könne man laut Bezuidenhout über weitere Expansionen nachdenken. Der Londoner Times sagte Bezuidenhout im Oktober 2017, dass der Traum noch immer derselbe sei, eine Easyjet für Afrika zu schaffen, auch wenn der Erfüllungsplan sich radikal geändert habe.
Zwar konzentriert sich aktuell alles auf den Turnaround, für danach gibt es aber schon neue Ziele. Fastjet möchte nachhaltig starke Inlandsfluggesellschaften unterhalten, die optimal an die Flüge der großen Interkontinental-Airlines anbinden. Deren Passagiere aus dem Mittleren Osten, Europa und Asien könnte Fastjet in Afrika dann regional weiter verteilen.
Back to the Future
Wenn es gelingt die nationalen Märkte regional über Landesgrenzen hinweg zu verknüpften und die Nachfrage zu stimulieren, könnte man auch wieder größere Flugzeuge wie die 125sitzige Bombardier C-Series einsetzen. Ist die Airline auf ihren Heimatmärkten in Ostafrika ausreichend stabilisiert, will Fastjet 2019 einen zweiten Anlauf wagen um von Ghana aus Westafrika zu erobern.
Fastjet will eine leistbare, einfache, verlässliche und verfügbare Marke bleiben und auch zukünftig auf Basis der ambitionierten englischen Betriebs- und Sicherheitsstandards operieren. Man möchte gerüstet sein für den sich abzeichnenden Luftverkehrs-Boom in Afrika. Aus dem Beinahe-Crash vor einem Jahr geht der stilisierte Graupapagei jedenfalls gestärkt hervor. Und diese Erfahrung hat man potentiellen Wettbewerbern jedenfalls voraus.
Quellen: aeroTELEGRAPH Zürich; Fastjet Airlines; The Times UK; The Telegraph UK; IOL South Africa; World Economic Forum; The Standard Zimbabwe; – Bildnachweis: Fastjet Airlines; Christian Pfefferle
Fastjet will eine leistbare, einfache, verlässliche und verfügbare Marke bleiben und auch zukünftig auf Basis der ambitionierten englischen Betriebs- und Sicherheitsstandards operieren. Man möchte gerüstet sein für den sich abzeichnenden Luftverkehrs-Boom in Afrika. Aus dem Beinahe-Crash vor einem Jahr geht der stilisierte Graupapagei jedenfalls gestärkt hervor. Und diese Erfahrung hat man potentiellen Wettbewerbern jedenfalls voraus.
Quellen: aeroTELEGRAPH Zürich; Fastjet Airlines; The Times UK; The Telegraph UK; IOL South Africa; World Economic Forum; The Standard Zimbabwe; – Bildnachweis: Fastjet Airlines; Christian Pfefferle
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