Im Nachhinein war Kenia nur das Warm-Up für das, was uns in Uganda erwartet!
In zweiten Teil unserer Victoriasee-Umrundung fordern wilde Tiere, überschwemmte Straßen und Willkür an den Check Points Courage, Zähigkeit und Improvisationstalent.
Einmal rund um den Victoriasee Stage 2: Von Kisumu am Victoriasee über Uganda und Ruanda bis Biharamulo im äußersten Nordwesten Tansanias.
Lesen Sie in Teil 1 , wie man sich besser nicht mit einem Nilpferd anlegt und wie wir in einer Tiefgarage in Nairobi eine actiongeladene Pretitle Sequence á la James Bond hinlegten.
Obwohl wir auf den ersten vier Tagen in Kenia bereits viel erlebt haben, war das letztlich nur eine Art Warm-Up für das, was uns auf Etappe zwei erwartet: Wildlife zur Prime Time, biblische Regenfälle, die dramatische Kulisse des Ostafrikanischen Grabenbruchs und komplett überschwemmte Urwald-Straßen, wo ohne Allrad nichts mehr geht. Darüber hinaus bekommen wir auch noch eine Kalaschnikow zu Gesicht.
Anyway. Man hätte es sich nicht besser wünschen können!
Epic Drives: Einmal rund um den Victoriasee # Stage 2: Uganda und Ruanda
TAG 5 – 26.12.2012
Etappe: Kisumu – Jinja
Distanz: 230 km
Overnight: Nalubale Rafting Campsite
For God and My Country
Sturheit oder Rechthaberei bringen da nicht weiter. Die Grenzer haben alle Zeit der Welt und ahnen, dass wir wohl kaum zurück nach Nairobi fahren, um uns korrekte Dokumente zu besorgen.
Gleich hinter der Grenze ändert sich das Bild, der Asphalt ist makellos. In Kenia war Schlagloch-Riesenslalom noch die Standard-Disziplin. Wir hatten im weniger entwickelten Uganda die weitaus schlechteren Straßen erwartet. Es ist genau anders herum. Die nächsten 120 Kilometer bis Jinja am Weißen Nil nehmen sich die Stoßdämpfer die verdiente Auszeit.
Jinja, nicht Ninja!
Am 3. August 1858 stand der britische Afrikaforscher John Hanning Speke als der erste Mensch aus der westlichen Hemisphäre am Ufer des Victoriasees. Endlich schien er sie gefunden zu haben, die Quelle des Nils. Das ist sie dann aber doch noch nicht gewesen, wie Oskar Baumann und Oskar Lenz einige Jahrzehnte später herausfanden.
Get into it
Wir fliegen heute in neun Stunden nach Afrika und fahren dann mit einem allradgetriebenen Geländewagen binnen weniger Tage bis in den hintersten Winkel des Kontinents. Das echtere Abenteuer war sicherlich damals.
TAG 6 – 27.12.2012
Etappe: Jinja – Masaka
Distanz: 215 km
Overnight: Maria Flo Hotel Masaka
Es regnet so stark, dass man nur mehr zwei drei Meter weit sehen kann. Die Scheibenwischer haben rein gar keinen Effekt mehr. Die meisten Autos bleiben einfach auf der Straße stehen und warten, bis die tropische Dusche vorüber ist. Relax!
Äquatortaufe, jetzt aber richtig
Der Verlauf des Nullten Breitengrads wurde als dicke weiße Linie quer über die Masaka Road gepinselt und läuft in einem stilisierten Erdkreis aus. Wiedereintritt in die südliche Hemisphäre und links ran. Beim zweiten Mal wird die obligatorische Äquatortaufe gebührend vollzogen!
TAG 7 – 28.12.2012
Etappe: Masaka – Kalinzu Central Forest Reserve
Distanz: 220 km
Overnight: Kalinzu Forest Camp
Abends erreichen wir das Kalinzu Central Forest Reserve, in dem einige der letzten Schimpansen Ugandas leben. Das Forest Reserve liegt am östlichen Rand des Western Rift Valleys. Der westliche Rift, der mit vielen Seen gefüllt ist, bildet die natürliche Grenze zwischen Uganda und dem Kongo. Überdies ist der Grabenbruch durch seine Lage am Übergang der Savanne zum tropischen Regenwald ein wahrhaftiger Garten Eden.
Uganda zählt in Bezug auf Wildlife zu Afrikas Top-Destinationen
TAG 8 – 29.12.2012
Etappe: Queen Elizabeth National Park
Distanz: 100 km
Overnight: Nweya Campsite / Mweya Safari Lodge
Vom Dach des Landrovers beobachten wir eine Herde beim Entlauben der Bäume. Die Dickhäuter bleiben cool und lassen sich von unserer Präsenz nicht ablenken. Im Hintergrund ragen majestätisch die Ruwenzori-Berge empor, über die die Grenze zwischen Uganda und der DR Kongo verläuft.
Afrika wie aus dem Bilderbuch
Wir übernachten in einem der winzigen Bandas der Nweya Campsite oben auf dem Hügel und sind die einzigen Gäste. Nun, die einzigen menschlichen Gäste. Tiere gibt es auch hier mehr als genug. Auf der Wiese vor unserem Banda sausen ganz ungeniert Warzenschweine herum.
Wildlife zur Prime Time
Mucksmäuschenstill sitzen wir vor unsere Hütte, ignorieren für dieses Mal die Moskitos und beobachten die äsenden Elefanten für eine gefühlte Ewigkeit. Da sie uns weder hören noch sehen können, sind sie völlig entspannt und kommen stellenweise bis auf ein zwei Meter an uns heran. Ein absolut magischer Moment. Im Nachhinein der Allerbeste dieser Reise.
TAG 9 – 30.12.2012
Etappe: Queen Elizabeth National Park – Inshasa – Bwindi Impenetrable National Park
Distanz: 180 km
Overnight: Buhoma Community Rest Camp
Schluß mit lustig
Der Bwindi-Impenentrable-Nationalpark ist seit 1994 UNESCO-Weltnaturerbe. Der Urwald der Bwindi-Mountains gehört zu den ältesten der Erde und existiert seit der Eiszeit nahezu unverändert. Hier in den Bergen leben noch etwa 400 Berggorillas. Keine allzu große Zahl und noch dazu ist das bereits die Hälfte aller heute noch auf unsere Erde lebenden Berggorillas.
Ich habe heute leider kein Foto für Dich!
Die nächtliche Geräuschkulisse im Urwald ist magisch und tröstet zumindest ein bischen über die Enttäuschung mit den nicht erhaltenen Permits hinweg.
TAG 10 – 31.12.2012
Etappe: Bwindi Impenetrable National Park – Lake Bunyonyi
Distanz: 120 km
Overnight: Bunyonyi Overland Resort
Ohne Allrad geht gar nichts mehr
Die Regenfälle der vergangenen Tage und Wochen haben die Straße aufgeweicht, jedes Fahrzeug vertieft so die bestehenden Spurrinnen noch mehr.
Andererseits fühlt sich der Defender in diesem Territorium pudelwohl. Hier darf er endlich zeigen, was er kann. Und er kann. Stoisch wühlt sich der Allradantrieb durch jegliche Art von Dreck und Schlamm. Entsprechend schaut die Karre am Abend natürlich aus. Dennoch ein extrem gutes Gefühl, das richtige Afrika-Auto zu fahren.
Grüne Hölle
Gegen Abend sind wir zurück in der Zivilisation. Das mitten in den Bergen gelegene und überaus quirlige Stadt Kabale ist die südlichste Stadt Ugandas. Den Jahreswechsel feiern wir am idyllischen Bunyonyi-See, der landschaftlich bereits die typische Hügellandschaft des nahen Ruandas aufweist.
TAG 11 – 1.1.2013
Etappe: Lake Bunyonyi – Kigali
Distanz: 120 km
Overnight: Hotel Chez Lando Kigali
Langsam klettert die Sonne über den Horizont und erweckt die magische Szenerie zum Leben. Kormorane sitzen auf den Ästen eines abgestorbenen Baumes, der einsam mitten auf einer winzigen Schilfinsel steht.
Akampene – Insel der Bestrafung
Das grausame Ritual war als Abschreckung für die Gemeinschaft gedacht, sich an die strengen Regeln zu halten. Heute ist die Insel ein Vogelparadies und nichts erinnert mehr an ihre dunkle Vergangenheit.
Ruanda, afrikanischer Musterstaat par Excellence
Boomtown Kigali
Im Stadtzentrum sieht man überall Baukräne stehen. Ein gutes Dutzend vollverglaster Hochhäuser bildet zusammen so etwas wie einen Central Business District. Die enorme Dynamik des aufstrebenden Binnenstaates ist jedenfalls auch für uns deutlich spürbar und fasziniert.
TAG 12 – 2.1.2013
Etappe: Kigali – Biharamulo
Distanz: 300 km
Overnight: Boma Guest House Biharamulo
Über hundert Tutsi hatten in den Tagen des Mordens hier in der Kirche Schutz gesucht. Am 9. April 1994 wurden all diese von Milizen in einem zweistündigen Blutrausch grausam ermordet. Heute dient die Kirche als Mahnmal und Erinnerungsstätte.
Welcome to Tanzania
Gelegentlich liegt ein Sattelzug umgekippt und ausgebrannt neben der Straße. Immer wieder versagen Bremsen, beginnen zu brennen oder ein Reifenplatzer macht den schweren LKW unsteuerbar. Fatal, wenn es noch dazu bergab geht. Auch das ist Alltag in Afrika.
Deutsch-Ostafrika
Wenn man daran denkt, unter welchen Anstrengungen und Qualen die Soldaten damals von der weit entfernten Küste hierhergekommen sind und mit welchen Mitteln man sich die deutsche Vorherrschaft erkämpfte, ändert sich dieses Bild.
Das kleine Boma befindet sich trotz seiner Um- und Zubauten in einem erstaunlich guten und relativ originalen Zustand. Wir sinnieren, wie die Soldaten des Deutschen Reichs hier damals gelebt haben.
Definitiv ein guter Moment zum Innehalten, ehe Natur und Tiere in den Nationalparks wieder die Hauptrolle übernehmen.
To Be Continued…
Bildnachweis: IntoEastAfrica